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blauer himmel

die nebenwirkungen meiner neuen freizeitbeschäftigung spazierengehen: zu viele gedanken, zu viele sommersprossen, zu viele fotos.

wie zwei vierer im lotto

sie schwärmt von ihrer haushaltshilfe. t. sei ein wirkliche perle. schon seit vielen jahren kommt diese in ihre wohnung; wie sie ohne sie noch auskommen solle, wisse sie nicht. sie räumt z.b. die schränke aus, wischt durch und ordnet alles wieder so an, wie sie es erwartet. genau wie in ihrem eigenen haushalt. manchmal hinterlässt sie zettel, auf denen dinge wie „deine wohnung ist meine wohnung“ stehen.

einmal schenkte t. ihr zum geburtstag einen blumenstrauß und einen umschlag. darin ein ausgefüllter lottoschein. und tatsächlich – sie gewann. vier richtige, knapp 200 euro. voller euphorie griff sie zum telefon. auf dem anrufbeantworter hinterließ sie die nachricht: „du wirst es nicht glauben, ich habe gewonnen! fast 200 euro. natürlich teilen wir das geld!“
als t. aus dem urlaub zurückkam, antwortete sie nüchtern: „liebe c., behalt das geld. ich habe genau den gleichen lottoschein auch für mich selbst abgegeben.“

barfuß

schnell, schnell. ich haste von der u- zur s-bahn. noch ein paar sachen kaufen, bevor der laden schließt, noch durchsaugen, bevor die nachbarn sich beschweren können, noch ein paar meetings vorbereiten, bevor die augen zufallen. den kopf voller sorgen und zweifel.

auf der brücke kommen mir viele menschen entgegen. ich sehe abgeschlagene gesichter, fragwürdige outfits, dynamische businesstypen. und ertappe mich beim gedanken, mit wem ich heute ungefragt tauschen würde.

mein blick bleibt kurz an einem sympathischen jungen mann hängen. mitte 20, schätze ich, attraktiv, sportlich. obwohl er auf krücken läuft, wirkt er fröhlich. er versprüht in der menge von abgehetzten leuten irgendwie ein bisschen zufriedenheit und leichtigkeit. ich schaue an ihm herunter. am rechten fuß ein sneaker, am linken ein verband. nein, stopp – der verband endet am unterschenkel, dort wo sein fuß eigentlich wäre.

ich ziehe die drückenden schuhe aus und gehe ein paar meter barfuß. ganz langsam.

vor 20 jahren

freitagnachmittag im büro. irgendwer will plötzlich das britney-bitch-lied hören. wir kommen auf das thema „charts“. auch wenn die knapp über zwanzigjährigen kollegen behaupten, nicht zu wissen, was da gerade angesagt ist, so fühle ich mich noch ein paar lichtjahre mehr davon entfernt, aktuelle „hits“ zu kennen.

später kommt mir die idee, einfach mal zu schauen, was damals – also als sie gerade mal krabblen oder eventuell schon wackelig laufen konnten – im radio und auf partykeller-feten auf und ab und wieder zurück gespielt wurde. hier die nummer 1 hits 1993 – zwei jahrzehnte sind ja mal eine gerade zahl zum vergleich, irgendwo muss man ja anfangen – und alles, was mir dazu einfällt.
(quelle  der platzierungen http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nummer-eins-Hits_in_Deutschland_(1993))

Captain Hollywood Project: More and More (18. Dezember 1992 – 14. Januar 1993)
kann ich mich dran erinnern, fällt mir nichts zu ein.

Charles & Eddie: Would I Lie to You (15. Januar – 21. Januar)
war auf der bravo hits 3 (glaube ich), einziger sampler, den ich je aus der reihe hatte.

Whitney Houston: I Will Always Love You  (22. Januar – 4. März)
whitney hatte mich schon ende der 80er mit ihrem whitney-album. damals noch auf kassette von der älteren schwester einer freundin überspielt (ich wollte mit jemandem tanzen, auch wenn ich den text noch nicht verstand). bodyguard finde ich bis heute nur einen mittelguten film, aber der soundtrack beeindruckte.

Ace of Base: All That She Wants (5. März – 29. April)
meine cousine, ein paar jahre älter, erzählte mir von einer neuen top-band aus schweden. bis dahin kannte ich nur roxette, konnte mich aber schnell für ace of base begeistern. und all that she wants mag ich heute noch  – tatsächlich eins der alten lieder, die ich ohne sentimentalität oder bedeutungsschwerer erinnerungen gerne höre.

Snow: Informer (30. April – 17. Juni)
wenn ich es höre, denke ich an eine gute freundin, auch noch 20 jahre später. sie mochte es damals sehr, ich sie auch – und heute immer noch.

Culture Beat: Mr. Vain  (18. Juni – 19. August)
lief auf den partys in der tanzschule. für mich einer der größten eurodance-hits.

4 Non Blondes: What’s Up (20. August – 28. Oktober)
das lied mochte ich 20 jahre lang und höre es in 20 jahren wahrscheinlich immer noch gerne.

Pet Shop Boys: Go West (29. Oktober – 18. November)
ein hit, den die pet shop boys aus meiner sicht nicht nötig hatten. erinnert mich an komische gelb-blaue helme und fußball. naja, gibt vielleicht noch schlimmeres.

Meat Loaf: I’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That) (19. November 1993 – 20. Januar 1994)
zu diesem lied das erste mal intensiv geknutscht. sowas vergisst man nicht.
und zu anderen liedern auf der platte noch ganz andere sachen erlebt. die musik war ihm wahrscheinlich noch peinlicher als mir. dennoch war bat out of hell II eins meiner lieblingsalben – aber auch das ist 20 jahre her.

war was?

es gibt wenige momente, um auf etwas zurückzublicken, die so willkürlich sind wie der wechsel des kalenderjahres. trotzdem kurz drüber nachdenken, bevor es vorbei ist. morgen hat man dazu vielleicht schon keine lust mehr und ist eh nur noch mit vorsätzen und hoffnung auf neues und dinge endlich auf die reihe kriegen beschäftigt.

wenn mich jemand fragte, wie 2012 war, würde ich spontan blöd sagen. aber wieso? ist quatsch, war doch okay. aber was war eigentlich?

ich habe zwischendurch ein bisschen abgenommen, insgesamt aber zu. ich war an drei meeren. ich habe bis auf wenige t-shirts und ein paar schuhe keine neuen klamotten gekauft. ich war das erste mal in meinem leben in asien. ich musste mich leider von mehr menschen verabschieden als ich neue kennengelernt habe. ich habe dreimal meine kündigung aktualisiert und zweimal sogar ausgedruckt, unterschrieben und in der schublade gelagert. in meinem freundeskreis haben sich menschen getrennt, neue partner gefunden, babys bekommen. ich war das erste mal seit vielen jahren mehr als 2 tage krank. ich hatte drei bewerbungsgespräche und dreieinhalb blind dates. das klingt nach einem ereignislosen jahr, aber das muss ja nichts schlechtes heißen, denn mir ist auch nichts schlimmes passiert. ich habe mich zu oft über unwichtiges aufgeregt, konnte mich aber auch häufig an den kleinen dingen erfreuen.

ohne nachzurechnen bin ich mir sicher, dass ich dieses jahr öfter gelacht als geweint habe. und das ist doch was.

euch allen einen guten start in ein glückliches 2013 – was immer das für euch sein wird.

end

stupsen und staunen

wir stehen in einer schlange und warten. hinter uns eine gruppe junger leute zwischen 14 und 19. obwohl, ich weiß nicht, wie alt sind denn jugendliche in dem alter heutzutage?

er: „die jacqueline und die jenny und die vanessa haben mich heute angestupst.“ sie: „ich wurde heute 15 mal gestupst!“ er: “ du bist ein mädchen. du musst mehr gestupst werden.“

solche gespräche hatten wir in dem alter jedenfalls nicht. und ich weiß nicht mehr, wie alt wir in dem alter waren. war aber okay.

with the lights out it’s less dangerous

es ist jetzt 18 jahre und ein bisschen her – und ich will jetzt nicht darüber weinen, wie die zeit vergeht. wahrscheinlich hat mich nie vorher (z.b. freddie mercury) und nachher (z.b. amy winehouse oder whitney houston) der tod einer musiklegende so stark erwischt wie seiner. wenn die leute behaupten, wir waren die generation von eurodance oder boygroups, dann weiß ich: nein, wir waren nirvana.

ich erinnere mich, wie ich nach der schule auf der alten couchgarnitur im wohnzimmer saß und erfuhr, dass es er sich mit einer schrotflinte abgemacht hatte – damals, es gab es noch mtv im free-tv, pickel und pubertät.

und ich erinnere mich daran, wie wir noch jahre später darüber redeten, was der scheiß sollte, wie sauer ich ihm bin, was wohl wäre, wenn er noch da wäre, dass ich aus nostalgie die foo fighters höre, dass wir damals trauriger und wütender waren als seine musik und alles, was noch gekommen wäre.

kurt, never mind.

7 jahre hamburg

die innige, heiße leidenschaft war es nie. eher ist es mit der zeit eine tiefe, bodenständige freundschaft geworden. und wer hätte schon gedacht, dass wir so gut miteinander auskommen.

denn meine erste wahl warst du damals nicht. ich fand dich zu eingebildet, zu kühl, zu schön, irgendwie sogar doof und ganz bestimmt nicht meins. es höchstens mal 2 jahre ausprobieren, mehr zeit hätte ich uns nicht gegeben.

aber vielleicht warst du dann die richtige wahl. denn ich fühle mich wohl, ich lebe gerne hier. ich werde dich zwar niemals komplett kennen oder vollständig lieben, aber dich immer mögen. für mich bleibst du eher elbe als alster, eher altona als hafencity, eher mercado als jungfernstieg.

heute haben wir das verflixte siebte jahr hinter uns gebracht. im moment kann ich mir nicht vorstellen dich zu verlassen, genauso wenig kann ich mir vorstellen für immer zu bleiben. wenn ich jetzt gehen würde, dann wohl nur für ein neues land oder ein neues leben.

als man ankam, wollte man werden,
die geschichte schreiben, die doofen sollen sterben,
der plan, als man damals nach hamburg kam.